Der Schweizer Immobilienmarkt durchlebte in den vergangenen Jahren einen spürbaren Wandel. Stetig steigende Preise und immer mehr Single-Haushalte stehen der Überalterung der Gesellschaft gegenüber. Doch in welche Richtung entwickeln sich die Trends und welche Prognosen geben Experten der Entwicklung des Schweizer Immobilienmarktes?
Wie entwickelt sich der Schweizer Immobilienmarkt? Trotz stetig steigender Mieten und Preise für Eigentum, sinkt der Bedarf nicht. Allerdings lassen sich deutliche Trends erkennen, wie die erhöhte Nachfrage an Wohnraum für Single-Haushalte und das Augenmerk auf ökologische Bauweisen.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen auf, wie sich der Immobilienmarkt der Schweiz in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Anhand aktueller Trends stellen wir Prognosen zu zukünftigen Preisentwicklungen auf.
Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz
Ende des Jahres 2021 belief sich die Wohnbevölkerung der Schweiz auf 8.738.791 Personen. Das Bundesamt für Statistik hat unter Einbeziehung verschiedener Parameter drei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz erstellt:
- Szenario 1: Schreitet die Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz gleichbleibend voran, wohnen im Jahr 2050 etwa 10,4 Millionen Personen in der Schweiz.
- Szenario 2: Dieses Szenario sieht ein stärkeres Wachstum für die nächsten Jahre vor. Im Jahr 2050 leben bei dieser Rechnung etwa 11,4 Millionen Personen in der Schweiz.
- Szenario 3: Das letzte Szenario sieht ein langsameres Wachstum der Bevölkerung voraus. Bis 2050 steigt die Anzahl der in der Schweiz lebenden Personen auf 9,5 Millionen.
Was alle diese Szenarien gemeinsam haben, ist eines: Die Bevölkerung der Schweiz wächst stetig weiter, was automatisch eine stetig wachsende Nachfrage an Wohnraum mit sich bringt.
Alterspyramide – welches Alter hat die Bevölkerung der Schweiz?
Das Abbild der Alterspyramide wird sich in den kommenden 30 Jahren erheblich verändern. Stellt die Pyramide aktuell noch eine Tanne dar, wird sie innerhalb der nächsten Jahre immer mehr die Form einer Urne annehmen. Jedes Szenario deutet darauf hin, dass sich die Spitze der Alterspyramide allmählich verbreitet, da die Babyboom-Generationen in der höheren Altersklasse ankommen. Die Entwicklung der Basis der Alterspyramide ist abhängig von der Geburtenentwicklung und nur schwer zu berechnen. Folgende Zahlen und Fakten stellte das Bundesamt für Statistik zusammen:
- Die Zahl der 20- bis 64-jährigen steigt in den nächsten 30 Jahren leicht an und erhöht sich von 5,3 Millionen auf 5,8 Millionen.
- Die Zahl der Personen ab 65 Jahren nimmt schneller zu.
- Der Anteil, den die Erwachsenen im Alter von 20 bis 64 Jahren in der Gesamtbevölkerung darstellen, sinkt von 61,5% auf 55,1%.
Wie wird sich die Situation auf dem Schweizer Immobilienmarkt entwickeln?
Genaue Prognosen zur Entwicklung des Schweizer Immobilienmarktes sind zur aktuellen Zeit so schwer wie nie. Kommt es beispielsweise zu einem Rückgang der Zuwanderung, was eine Schwemme an leer stehenden Wohnungen mit sich bringt, verlieren Einfamilienhäuser um 14% und Eigentumswohnungen um 22% an Wert. In diesem Fall würden die Preise für Immobilien parallel zu Mietpreisen deutlich fallen. Wächst die Wirtschaft stattdessen in etwa so weiter wie in den vergangenen fünf Jahren, könnten die Preise um 17 bis 30% in die Höhe schiessen.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist ein deutlicher Rückgang der Bautätigkeit auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu erkennen. Einfamilienhäuser werden immer weniger gebaut, der Trend geht eher hin zu Sanierungen oder in Richtung Renditeliegenschaften für Mietwohnungen. Dieser Rückgang der Bautätigkeit hat zwei Gründe:
- Durch Bodenknappheit wird der Bauschwerpunkt immer mehr in Richtung Umbau und Ersatzbau verschoben.
- Im Jahr 2022 ist durch die Inflation eine deutliche Erhöhung der Baustoffpreise zu verzeichnen. Steigen die Preise für Baumaterial, hat dies höhere Baukosten und somit eine grössere Kapitalinvestition oder eine höhere Hypothek zur Folge.
Schweizer Immobilienmarkt – Trends und Prognosen
Durch den wirtschaftlichen Wandel und das Umverlagern der Bedürfnisse in der Schweizer Bevölkerung verändert sich auch das Verhalten der Menschen hinsichtlich Immobilien. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Trends deutlich zu erkennen sind:
Ökologische Bauweise
Im Zuge des Klimawandels und der geplanten Verschärfungen im CO₂-Bereich ist ein klarer Trend hin zu ökologischeren Gebäuden zu verzeichnen. Das Augenmerk liegt darauf, mit erneuerbaren Energien zu heizen, um die Umwelt zu schonen. Dies ist nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Umbauten und beim Ersetzen von Heizungen zu beobachten.
Beim Schweizer Hausbau besitzen Energieeffizienz, Umweltschutz, Gesundheit der Bewohner, Komfort und Qualität einen immer höheren Stellenwert. Bereits 15% der Einfamilienhäuser in der Schweiz sind aus dem nachhaltigen Rohmaterial Holz gebaut und weitere folgen stetig.
Ökologisches und energetisches Bauen wird zudem belohnt. Nicht nur, dass man der Umwelt etwas Gutes tut und den Wohnkomfort verbessert, wer bei einer Sanierung auf energetische Optimierung achtet, kann entsprechende Fördermittel beantragen.
Wichtig: Fördermittel sollten zwingend vor Baubeginn beantragt werden, im Nachhinein ist die Beantragung von Fördermitteln nicht mehr möglich.
Immer mehr Single-Haushalte
In der heutigen Zeit wollen sich die Menschen weniger binden, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Der Trend geht somit eindeutig zu Single-Haushalten, was bedeutet, dass der Flächenverbrauch pro Kopf stetig steigt.
In der Schweiz ist der Single-Haushalt die am weitesten verbreitete Wohnform, mit deutlichem Abstand folgen Familienhaushalte mit Kindern.
Nach aktuellen Berechnungen gibt es in der Schweiz rund 3,9 Privathaushalte. In gut einem Drittel davon lebt nur eine Person, wodurch es sich um einen Single-Haushalt handelt. Das entspricht 17% der Wohnbevölkerung der Schweiz. Aus Schätzungen geht hervor, dass dieser Trend stabil bleiben wird. Es wird weder erwartet, dass die Anzahl an Single-Haushalten plötzlich abebbt, noch dass die Zahl schneller steigt als bisher.
Überalterung der Gesellschaft
Die in der Schweiz zu erwartende Überalterung ist ähnlich der in Japan. Laut mittleren demografischen Szenarien wird das Land eine Bevölkerungszunahme von 1,3 Millionen Menschen zu erwarten haben, wovon eine Million Rentner sind. Hinsichtlich des Immobilienmarktes der Schweiz geht der Trend der älteren Menschen weg von Einfamilienhäusern auf dem Land, Treppen und anderen Hindernissen. Sie wünschen sich barrierefreie Wohnungen mit guter Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel und Nähe zu medizinischer und pflegerischer Versorgung.
Eigentumswohnungen
Immer mehr Menschen wollen raus aus der Mietwohnung, können sich ein Einfamilienhaus aber nur schwer leisten. Der Trend geht deutlich hin zu Eigentumswohnungen und Stockwerkeigentum. Die Menschen in der Schweiz wollen Eigentum, jedoch ohne die unzähligen Verpflichtungen eines Hausbesitzers oder einer Hausbesitzerin. In den vergangenen Jahren wurden jährlich 40’000 bis 50’000 Wohneinheiten in der Schweiz gebaut. Die Hälfte davon sind Mietwohnungen, die andere Hälfte Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser.
Vermietung
Ein weiterer deutlicher Trend ist das Kaufen von Wohnungen, welche anschliessend weitervermietet werden. Finanzieller Zuwachs durch Zinsen auf dem Sparkonto ist heutzutage nicht mehr möglich, weshalb die Bevölkerung andere Methoden sucht, regelmässige Renditen zu generieren.
Prognose zum Schweizer Immobilienmarkt
Der Schweizer Immobilienmarkt hat einiges zu bieten und die Nachfrage an Bauland und Neubauten ist immens. Da dieser Nachfrage jedoch ein deutlich geringeres Angebot entgegensteht, sind die Preise auf dem Immobilienmarkt der Schweiz innerhalb der letzten 20 Jahre durchschnittlich um 80% gestiegen. Trotz der Anhebung der Leitzinsen werden die Preise mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft weiter ansteigen.
Ähnliches lässt sich zu den Mieten sagen, welche vordergründig in den Schweizer Städten zu den weltweit höchsten zählen. Durch die Dichte an Mietobjekten und strenge gesetzliche Hürden für privates Wohneigentum ist der Schweizer Immobilienmarkt, insbesondere für institutionelle und wohlhabende Anleger, sehr attraktiv.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Preise auf dem Schweizer Immobilienmarkt weiterhin nicht stagnieren werden. Durch Überalterung und Neuordnung der Bedürfnisse des Einzelnen verlagern sich lediglich die Trends. Während es ältere Menschen in die Stadt zieht, ist ein deutlicher Anstieg an Single-Haushalten zu verzeichnen, was den Flächenbedarf pro Kopf steigen lässt. Positiv lässt sich sagen, dass sich die Menschen in der Schweiz immer mehr auf ökologische Bauweisen fokussieren. Ein weiterer Trend sind der Erwerb und die Weitervermietung von Eigentum, um von stetigen Renditen zu profitieren.
Michael Furrer verfügt über eine langjährige berufliche Laufbahn in der Informatik. Nach seiner Lehre in der Informatik und diversen Weiterbildungen in der Softwareentwicklung erwarb er einen Bachelorabschluss in Enterprise Computing und absolvierte mehrere CAS in den Bereichen Requirements Engineering und Prozess Management. Seine langjährigen Erfahrungen erstrecken sich über die Software- und Immobilienbranche. Als Leiter der Softwareentwicklung Rimo R5 bei W&W Immo Informatik AG sammelte er umfangreiche Erfahrungen in der Produktentwicklung für die Immobilienbranche. Er setzte diese Erfahrungen gewinnbringend ein, um dort den neuen Geschäftsbereich Cloud & Mobile aufzubauen. Michael Furrer ist der Chief Product Officer von Fairwalter und verantwortet die Produktentwicklung.